Apple muss jetzt in den sauren Apfel beissen

Steve Jobs ist nicht länger iCEO von Apple. Das ist zunächst bitter für ihn selbst, musste er doch bereits zum zweiten Mal in seinem Leben den Chefsessel «seines» Unternehmens unter Zwang räumen, diesmal wohl wegen gesundheitlicher Probleme. Das ist aber auch bitter für Apple, denn die technischen Innovationen und der wirtschaftliche Erfolg des letzten Jahrzehnts sind zu grossen Teilen der Verdienst von Steve Jobs.

Jobs hat die Konsequenzen der Digitalisierung viel besser verstanden als die meisten seiner Konkurrenten, und er hat es geschafft, sein Unternehmen entsprechend auszurichten: Als er 1997 den Chefposten bei Apple übernahm, war das Unternehmen ein angeschlagener Nischenanbieter im PC-Markt. Heute hat Apple (das seit 2007 konsequenterweise nicht mehr Apple Computer heisst) ein einzigartiges System aus Endgeräten, Betriebssystem und Vertriebskanälen für digitalen Content, das sowohl Hardware-Hersteller (man denke an HP) als auch Content-Anbieter (man denke an Labels und Verlage) vor Neid erblassen lässt.


Wie wird es mit Apple weitergehen? Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre dürften mit ähnlich gemischten Gefühlen in die Zukunft schauen. Der Personenkult um Steve Jobs wird jetzt zum Bumerang: Wenn ein CEO mit seinem Unternehmen gleichgesetzt wird, dann signalisiert der Abgang dieses CEO zwangsläufig den Untergang des Unternehmens. Ist die Angst berechtigt?

Jein. Zweifellos ist der Abgang von Steve Jobs ein Verlust für Apple, war er doch Gallionsfigur und Mastermind des Unternehmens. Es wäre allerdings eine Illusion zu glauben, dass sämtliche Innovationen und Strategieentscheide ausschliesslich diesem Mann zu verdanken wären. Apple hat über 45’000 Mitarbeiter, und man darf davon ausgehen, dass noch ein paar weitere helle Köpfe darunter sind. Auf der anderen Seite wurde in jüngster Vergangenheit verschiedentlich darüber geschrieben, dass Apple im Zenith seines Erfolgs stehe, und danach geht es bekanntlich nur noch abwärts. Möglicherweise hat Steve Jobs also notgedrungen das getan, was auch jeder kluge Sportler tut: Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs zurücktreten. Jobs’ Image ist intakt – wenn Apple unter einem krankheitsabwesenden CEO in die Krise gerutscht wäre, hätte man ihm hingegen den Vorwurf machen müssen, ein Sesselkleber zum Schaden seines Unternehmens zu sein.

Apple wird es auch in 10 Jahren noch geben. Das ist Steve Jobs zu verdanken, aber längst nicht mehr von ihm abhängig. Lassen wir Tim Cook seinen Job machen und warten wir ab, ob uns Steve als Verwaltungsratspräsident vielleicht doch noch mit «One more thing!» überrascht…

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