iPhone und iPad für Kinder einrichten: Familienfreigabe – Kindersicherung – geführter Zugriff

Erziehung sucht immer die Balance zwischen Freiheiten und Grenzen. Gibt man seinem Kind ein Smartphone oder Tablet in die Hand, so ist das nicht anders: Einerseits soll das Kind seinen persönlichen Interessen folgen und eigene Erfahrungen machen dürfen; andererseits gibt es Dinge, welche ein Kind mit einem iPhone oder iPad nicht tun sollte (oder zumindest nicht ohne Aufsicht). Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Möglichkeiten von Apple iOS, um gewisse Funktionen des Geräts einzuschränken.

Bevor wir über die einzelnen Optionen von iOS sprechen, sollten wir uns kurz überlegen, wo überhaupt potenzielle Probleme liegen, wenn ein Kind ein iPhone oder iPad benutzt. Abhängig vom Alter des Kindes fällt die Antwort auf diese Frage natürlich sehr unterschiedlich aus: Während man einer 14-Jährigen sehr wohl erlauben kann, neue Apps zu installieren, soll ein 7-Jähriger vermutlich nur vorinstallierte Apps nutzen. Auch Soziale Medien werden bei einem Teenager irgendwann wichtig (und unvermeidbar) sein, aber deswegen braucht ein Kindergartenschüler noch keinen Zugriff auf Facebook.

Kind und iPhone/iPad: Die Risiken

Folgende Punkte sind potenziell problematisch, wenn Kinder Smartphones und Tablets nutzen:

  • Ähnlich wie gewisse Erwachsene können sich Kinder schlecht der Faszination von Bildschirmen entziehen und neigen zu übermässigem Computer-Konsum. Dies geht zu Lasten von sozialen Kontakten, Hausaufgaben, manuellen Tätigkeiten, körperlicher Bewegung und genügend Schlaf. Die Nutzung eines Smartphones oder Tablets sollte also zeitlich beschränkt werden können.
  • Nicht alle Inhalte, welche ein iPhone oder iPad erschliesst, sind kinder- bzw. altersgerecht (z.B. Gewaltdarstellungen, Pornografie). Eine Filterfunktion, welche gewisse Websites, Apps, E-Books oder Videos ausschliesst, ist deshalb unerlässlich.
  • Gewisse Inhalte sind kostenpflichtig, und auch gewisse Services kosten Geld. Damit Kinder nicht das sauer verdiente Geld ihrer Eltern verprassen, müssen alle Kaufvorgänge kontrollierbar sein. Sofern man keinen Flatrate-Vertrag hat, braucht man zudem Möglichkeiten, um das Datenvolumen zu kontrollieren und zu limitieren.
  • Kinder sind oft nur Mitbenutzer eines Smartphones oder Tablets. Dies bedeutet, dass sich auf dem iPhone oder iPad auch Daten anderer Personen befinden. Als Erziehungsberechtigter möchte man in der Regel verhindern, dass ein Kind die eigenen Daten einsehen, verändern oder löschen kann  egal ob das nun geschäftliche E-Mails oder aktuelle Spielstände sind.

iOS – das Betriebssystem ohne Benutzerkonten

Im Vergleich zu Android fehlt iOS eine wesentliche Funktion: Es kennt keine systemweiten Benutzerkonten. Dies bedeutet, dass Sie nicht pro Benutzer ein individuelles Geräte-Login einrichten können, das dann den Zugriff auf die Apps, Daten und Systemeinstellungen dieses Benutzers beschränkt (wie Sie es von Ihrem Mac oder Windows-PC her kennen).

Wenn Sie also ein Kind Ihr iPhone benutzt, dann nutzt es Ihre Apps, Ihre Daten und Ihre Systemeinstellungen. Apple mag argumentieren, dass ein iPhone ein persönliches Gerät sei, das man sowieso nicht teilt; alle Eltern wissen aber, dass das nicht der Realität entspricht – schon gar nicht beim iPad.

Die Familienfreigabe von iOS 8

Dafür kommt Apple seit iOS 8 allen Eltern in einem anderen Punkt entgegen: Über die sogenannte Familienfreigabe können Inhalte (Musik, Filme, Bücher etc.) und Apps zwischen maximal sechs Apple-Konten geteilt werden. Dabei können Eltern detailliert steuern, welche Inhalte bzw. Apps für welche Apple IDs zur Verfügung stehen.

Falls also jedes Familienmitglied eine eigene Apple ID auf einem eigenen iOS Device verwendet, dann können Eltern den Kindern gezielt Inhalte und Apps bereitstellen oder eben vorenthalten. So bekommt beispielsweise der Frühpubertierende ein Ballerspiel für sein iPad, das Nesthäkchen dafür ein Kasperle-Hörbuch für seinen iPod Touch. Und wenn ein Kind einen Song oder ein Game im iTunes Store kaufen möchte, dann muss jeder Kauf explizit von einem Elternteil bewilligt werden (zumal alle Einkäufe auf eine einzige gemeinsame Kreditkarte belastet werden).

Die Familienfreigabe von iOS 8 ist ein nützliches Feature. Sie ist allerdings primär darauf ausgerichtet, den Zugriff auf Inhalte und Apps zu ermöglichen, nicht zu unterbinden. Und sie macht erst dann richtig Sinn, wenn jedes Familienmitglied seine eigene Hardware besitzt. Ein Schelm, wer Apple unterstellt, auf diesem Weg den Absatz von iOS-Geräten fördern zu wollen…

Die Kindersicherung von iOS 8

Die zentrale Komponente von iOS, um ein iPhone bzw. iPad gegen die eingangs beschriebenen Risiken abzusichern, finden Sie unter Einstellungen > Allgemein > Einschränkungen. (Der Begriff «Kindersicherung» bzw. «Parental Controls» taucht zwar in der Apple-Dokumentation, nicht aber in iOS selbst auf.) Hier kann man den Zugriff auf bestimmte Apps, Inhaltstypen, Systemfunktionen und sensitive Daten unterbinden. Sind Einschränkungen aktiv, so werden die entsprechenden Einstellungen durch einen vierstelligen Zahlencode geschützt (der idealerweise nicht identisch ist mit dem PIN-Code des Sperrbildschirms).

Betrachten wir einige typische Nutzungsszenarien:

  • Möchte man den Zugriff auf das Web steuern, dann kann man entweder die Safari-App komplett deaktivieren oder nur bestimmte Websites erlauben bzw. sperren. Das iOS bietet hier eine Einstellung, die automatisch nicht jugendfreie Websites ausfiltern soll. Wer die totale Kontrolle haben will, kann aber auch manuell Listen mit erlaubten bzw. verbotenen URLs anlegen.
  • Möchte man die Nutzung der installierten Apps beschränken, so muss man dies global anhand der Altersfreigaben des App Stores tun – alle ungeeigneten Apps verschwinden dann vom Homescreen. Schöner wäre es allerdings, wenn man einzelne Apps gezielt erlauben bzw. sperren könnte. Auch ein Filter nach App-Kategorien wäre hilfreich (um beispielsweise nur Apps der Kategorien «Kinder» und «Musik» freizuschalten).
  • Möchte man verhindern, dass ein Kind selbständig Apps installiert oder löscht, kann man dies ebenfalls global unterbinden. Zudem kann man In-App-Käufe zentral deaktivieren.
  • Möchte man den Bezug von bestimmten Inhalten (Musik, Filme, Podcasts, Bücher) kontrollieren, so kann man entweder den Zugriff auf die entsprechenden Store generell verbieten oder aber heikle Inhalte ausfiltern (soweit dies die Stores vorsehen).

Die Konfigurationsmöglichkeiten der Kindersicherung sind also unterschiedlich detailliert, und man muss sich ein wenig damit beschäftigen, um die Feinheiten zu verstehen. Zudem vermisst man speicherbare Profile: Nutzen mehrere Personen unterschiedlichen Alters ein Gerät, so muss man die Kindersicherung jedes Mal manuell umstellen. Dies erhöht die Chance, dass man es einmal vergisst oder aus Bequemlichkeit unterlässt.

Sicher im Web unterwegs dank Kinder-Browser

Soweit es um den Web-Zugriff geht, gibt es eine weitere Möglichkeit: Apps wie fragFINNKids Safe Browser oder WebProtectMe sind spezielle Web-Browser mit einem cloud-basierten Filter. Nutzt ein Kind eine dieser Apps anstelle von Safari, so können Eltern ziemlich beruhigt sein, dass es nur jugendfreie Inhalte konsumiert.

Geführter Zugriff (Kiosk-Modus)

Eine weitere, sehr restriktive Form der Zugriffssteuerung in iOS ist der geführte Zugriff, der über Einstellungen > Allgemein > Bedienungshilfen aktiviert werden kann. Diese Funktion sorgt dafür, dass man nur eine einzige App benutzen kann  und auch nur für eine vordefinierte Zeitdauer.

Der Geführte Zugriff eignet sich beispielsweise für den Unterricht, wenn Schüler individuell lernen oder Prüfungen ablegen sollen. Er eignet sich aber auch, um die Computernutzung im privaten Umfeld zu beschränken: «Wenn Du möchtest, darfst Du vor dem Zubettgehen noch eine Viertelstunde lesen. Aber wirklich nur lesen, und höchstens 15 Minuten!» Der Geführte Zugriff (der ebenfalls über einen vierstelligen Zahlencode abgesichert werden kann) sorgt dafür, dass eine solche Vereinbarung ohne weitere Kontrollen eingehalten wird. Was hingegen fehlt in Apple iOS ist die Möglichkeit eines Zeitkontingents (z.B. 30 Minuten Nutzung pro Tag) oder eines Zeitfensters (z.B. Nutzung täglich von 17:00 bis 19:00 Uhr).

Minimalmassnahmen

Wenn Ihnen die bisher beschriebenen Methoden zu kompliziert sind, dann gibt es auch noch einige ganz elementare Massnahmen, mit denen Sie eine gewisse Kontrolle über das digitale Leben Ihrer Kinder behalten:

  • PIN-Code: Schützen Sie Ihr iPhone bzw. iPad durch einen PIN-Code. Gerade bei jüngeren Kindern (die ein solches Gerät sowieso noch nicht unbeaufsichtigt benutzen sollten) ist das eine ziemlich effektive Massnahme. Vergessen Sie einfach nicht, dass schlaue Kinder einen vierstelligen PIN-Code leicht ausspähen können, wenn sie Ihnen bei der Eingabe zuschauen dürfen.
  • Apple ID: Selbst wenn Ihre Kinder den PIN-Code zu Ihrem iPhone oder iPad kennen: Verraten Sie ihnen niemals das Passwort Ihrer Apple ID. So verhindern Sie wirkungsvoll jegliche Käufe im iTunes Store ohne Ihre Zustimmung. Stellen Sie in diesem Fall einfach sicher, dass das Gerät bei jedem Kauf nach dem Passwort fragt (Abschnitt «Passwort für jeden Download verlangen»). Falls Ihre Kinder bereits im Taschengeldalter sind und selbst über ihre Ausgaben entscheiden, dann zeigen Sie Ihren Kindern, wie sie eine eigene Apple ID ohne hinterlegte Kreditkarte anlegen und dann mit ihrem Taschengeld iTunes-Geschenkkarten kaufen und einlösen.
  • Flugzeugmodus: Um jegliche Verbindung des Geräts nach aussen zu unterbrechen, können Sie den Flugzeugmodus aktivieren. Dadurch verhindern Sie, dass Ihre Kinder nicht jugendfreie Websites besuchen, dubiose Online-Bekanntschaften schliessen oder kostenpflichtige Aktionen auslösen. Allerdings: Clevere Kids finden schnell heraus, wie man den Flugzeugmodus deaktivert, und selbst ein jüngeres Kind kann zufällig den entsprechenden Button berühren. Der Flugzeugmodus ist also schnell aktiviert, aber nicht wirklich sicher.
  • WLAN-Passwort: Sofern es um ein Gerät ohne 3G/4G-Fähigkeiten geht (iPad oder iPod touch), kann man die Kommunikation nach aussen auch dadurch unterbrechen, dass man das WLAN-Passwort löscht. Sowohl das Löschen als auch das Wiedereinrichten des Passworts ist allerdings recht umständlich, und somit kann man diese Methode nur als Notlösung bezeichnen.

Fazit

Ein iPhone oder iPad kindersicher zu machen, ist nicht ganz trivial. Man muss sich ein bisschen in die zahlreichen iOS-Einstellungen vertiefen und auch ein gewisses Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Apple IDs, Benutzern und Geräten entwickeln. Für Eltern ist insbesondere das Fehlen von Benutzerkonten ein echter Nachteil der Apple-Geräte; so richtig komfortabel ist die Kindersicherung nur dann, wenn jedes Familienmitglied sein eigenes Gerät besitzt. Wer den Aufwand nicht scheut, kann aber trotzdem ein iPhone oder iPad so konfigurieren, dass man es bedenkenlos in Kinderhände geben darf.

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