Nur einer von 40 nutzt die Handy-Ortung als Diebstahlsicherung
Diese Story ging vor gut zwei Jahren um die Welt: Joshua Kaufman brachte den Dieb seines MacBooks zur Strecke, indem er das MacBook mit Hilfe von Hidden ortete und dann die Polizei vorbeischickte. Inzwischen ist eine mit Hidden vergleichbare Lösung standardmässig in Mac OS bzw. iOS integriert, und auch für alle Nicht-Apple-Geräte gibt es entsprechende Theft Recovery Software (z.B. Prey, GadgetTrack). Das Prinzip ist immer das gleiche: Kommt das Gerät abhanden, so aktiviert der Besitzer via Internet den Überwachungsmodus, worauf das Gerät selbständig Fotos und Screenshots sowie Angaben zu seinem Standort übermittelt, sobald es eingeschaltet wird. Damit kann man im besten Fall sein Gerät wiederbeschaffen, im zweitbesten Fall zumindest seine persönlichen Daten vom Gerät löschen (vgl. Bring back, bring back my MacBook to me, to me…).
Man würde meinen, dass die meisten Besitzer eines Notebooks oder eines Smartphones von dieser einfachen und ziemlich wirkungsvollen Möglichkeit Gebrauch machen. Die jüngste Meldung von der Streetparade lässt da allerdings Zweifel aufkommen: Ein Diebestrio hatte 40 Smartphones mitgehen lassen – aber offenbar war nur ein einziges Opfer in der Lage, der Polizei die geografische Position des Diebesguts anzugeben. Man mag einwenden, dass dies ja ausgereicht hat, denn das Trio wurde wenig später durch eine Polizeipatrouille verhaftet. Und vielleicht waren die anderen Opfer bloss nicht ganz so reaktionsschnell, was an einem solchen Anlass aus verschiedenen Gründen durchaus nachvollziehbar wäre. Trotzdem würde ich wetten, dass längst nicht auf allen geklauten Smartphones eine Theft Recovery Software installiert und auch aktiviert war.
Warum ist das so? Zumindest bei den Apple-Geräten kann es nicht daran liegen, dass die Einrichtung dieser Sicherheitsmassnahme zu aufwändig oder zu kompliziert wäre: «Find My iPhone» ist ein integraler Teil von iPhone bzw. iCloud, und beim Einrichten eines iPhone wird der Dienst jedem Benutzer angeboten. Ich würde aber vermuten, dass viele iPhone-Besitzer den Dienst aus einer diffusen Angst vor Überwachung nicht aktivieren – besonders seit die breite Öffentlichkeit dank Edward Snowden das Ausmass der staatlichen Überwachung von Telefongesprächen und Datenverkehr zu begreifen beginnt. Denn können wir wirklich sicher sein, dass Apple nicht heimlich permanent Fotos, Screenshots und Positionsdaten aufzeichnet? Nein, können wir nicht; aber das können wir auch dann nicht, wenn wir «Find My iPhone» deaktivieren. Eine viel realere Gefahr scheint mir ein Missbrauch durch Dritte, sei es der eifersüchtige Ehemann, der seine Ehefrau überwachen will, seien es Hacker, die in ein iCloud-Account einbrechen und remote die Daten des Besitzers löschen (wie es beispielsweise Mat Honan erlebte). Andererseits: Der eifersüchtige Ehemann kann seiner Ehefrau eine andere Überwachungs-App unterschieben, und das Datenverlustrisiko durch einen Smartphone-Diebstahl ist mindestens so hoch wie durch eine Remote Wipe Attack.
Insofern kann man nur hoffen, dass mehr als 2.564 Prozent der Streetparade-Besucher eine Theft-Recovery-Lösung auf ihrem Smartphone installiert hatten…
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