re:publica 2014

re:publica 14: Wie kann man mit Online-Journalismus Geld verdienen?

Weil Micropayment-Lösungen fehlen, ist mit Paid Content kaum Geld zu verdienen

Das Internet ist ja bekanntlich daran schuld, dass sich mit Journalismus kaum noch Geld verdienen lässt. So sehen das jedenfalls die Zeitungs- und Zeitschriften-Verlage, deren Geschäftsmodell durch das World Wide Web arg in Bedrängnis geraten ist: Mit den Druckauflagen schmelzen auch Werbeeinnahmen und Abo-Erträge dahin – und online lässt sich mit Content nach wie vor nur sehr schwer Geld verdienen. Diese sogenannte Medienkrise ist immer wieder auch Thema an der re:publica, denn bei aller Begeisterung für das Medium Internet fragen sich immer mehr Blogger und (Online-)Journalisten, wie sie denn von ihrer Arbeit leben sollen.

Dieses Jahr wurde diese Frage unter dem Titel «Lohnt sich Onlinejournalismus überhaupt noch? Das Problem der Monetarisierung» in einem Panel mit Sascha Pallenberg, Richard Gutjahr, Claudia Heydolph und Philip Banse diskutiert. Auch wenn einige grosse deutsche Online-Plattformen inzwischen zweistellige Millionenbeiträge umsetzen, so sind doch kostendeckende oder gar gewinnbringende Angebote weiterhin die Ausnahme. Und weil Werbung allein nicht ausreichend Erträge generiert, drehte sich die Diskussion fast ausschliesslich um Paid Content. Allerdings war man sich einig, dass das Abo-Modell der Print-Medien im Internet nur ausnahmsweise Erfolg haben kann: Denn selbst wer bereit ist, für Online-Content zu bezahlen, will in der Regel nur einzelne Artikel kaufen und nicht gleich ein Jahresabonnement abschliessen. Doch hierfür fehlen niederschwellige Micropayment-Verfahren.

PayPal ist für Kleinstbeträge keine attraktive Lösung: Von den 50 Cents, die ein Leser für einen Artikel zahlt, kommen gerade einmal 14 Cent beim Inhaltsanbieter an. Dienste wie Kachingle oder Flattr – die einst als Hoffnungsträger auf der re:publica präsentiert wurden – konnten die Erwartungen nicht erfüllen. So nimmt beispielsweise die taz lediglich 500 Euro pro Monat über Flattr ein. Einen neuen Ansatz verfolgt LaterPay: Hier muss man sich nicht vorab registrieren, sondern signalisiert mit einem einfachen Klick seine Zahlungsbereitschaft. Erst wenn sich die Einkäufe auf 5 Euro summieren, wird der Kunde aufgefordert, ein Konto anzulegen und eine Zahlungsmethode zu definieren. Das System ist also für Leser sehr niederschwellig – und es schützt ihn zudem gegen Abzocker, denn er kann sich sein Geld zurückerstatten lassen, wenn er mit dem Inhalt eines Artikels nicht zufrieden war. Auch für den Content-Anbieter ist der Dienst finanziell attraktiv: LaterPay erhält nur 15 Prozent der Einnahmen.

Vielversprechend ist auch ein Ansatz aus den Niederlanden: Blendle (siehe auch dieses Video) hat es geschafft, alle relevanten Zeitschriften des Landes in einem einzigen Portal zusammenzuführen. So benötigt der Leser nur ein einziges Konto, kann Artikel quer durch alle Publikationen lesen und zahlt nur einen geringen Betrag pro Artikel. Wobei auch hier gilt: Zufriedenheit oder Geld zurück.

Auf wenig Begeisterung stiess hingegen ein Votum aus dem Publikum, Bitcoins als Zahlungsmittel zu nutzen: Durch die extreme Volatilität dieser Währung müssten die Preise permanent angepasst werden, und je nach Kursverlauf wären die Einkünfte einem dramatischen Wertzerfall ausgesetzt. Auch Crowdfunding scheint – obwohl es für einzelne journalistische Projekte durchaus funktionieren kann – kein allgemein anwendbares Finanzierungsmodell für Online-Medien.

«Ich will keine Almosen, sondern ich will für meine Arbeit fair bezahlt werden!» So berechtigt dieser Anspruch der Online-Journalisten ist: Bis dies nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel ist, ist es wohl noch ein weiter Weg.

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