re:publica XI – Beyond copyright, beyond WikiLeaks, beyond PayPal

re:publica 2011, Berlin, Kalkscheune

re:publica 2011, Berlin, Kalkscheune

Manchmal ist es reine Glückssache, ob man an einem Kongress mit bis zu acht Tracks gerade in derjenigen Session sitzt, die man unbedingt gesehen haben muss. Gelegentlich bleibt man von einem interessanten Referat ausgeschlossen, weil der Platz in der Kalkscheune mal wieder nicht gereicht hat; gelegentlich lässt man sich aber auch von einem vielversprechenden Titel begeistern und wird dann von einem Langweiler eine Stunde lang mit Banalitäten versorgt.

Am zweiten Tag der re:publica 2011 habe ich mich deshalb an die Sessions im Friedrichstadt-Palast gehalten – in der Annahme, dass die Veranstalter in ihrem grössten Saal ihre wichtigsten Referenten auftreten lassen. Dadurch verpasste ich leider den Games Track im Quatsch Comedy Club nebenan, wo es unter anderem um Serious Games und um Spielsucht ging.

Ein erstes Highlight war das Referat des Juristen Till Kreutzer, der neue Konzepte im Urheberrecht forderte, um der Realität einer digitalen, vernetzten Welt mit einer ausgeprägten Remix Culture gerecht zu werden. Das klassische Urheberrecht sei kaum noch durchsetzbar, hemme Innovationen und nütze meist dem eigentlichen Urheber gar nichts. Die Chancen für eine grundlegende Erneuerung des Urheberrechts schätzte Kreutzer allerdings gering ein, zumal Verlage, Musik- und Filmindustrie über eine starke Lobby verfügen und EU-Richtlinien Vorstösse in einzelnen Ländern behindern. (Nachzulesen bei irights.info)

Wenig überraschend fand auch die Präsentation von Daniel Domscheit-Berg über OpenLeaks viele Zuhörer. Nebst WikiLeaks – das kürzlich einer breiten Öffentlichkeit das Potential einer Wistleblower-Plattform bewusst gemacht hat – gibt es auch verschiedene andere Initiativen, welche es Informanten ermöglichen sollen, anonym Dokumente an Medien oder NGOs zu übermitteln und so auf Missstände hinzuweisen. Anhand von OpenLeaks zeigte Domscheit-Berg die vielfältigen Herausforderungen eines solche Projekts auf.

In verschiedener Hinsicht erfrischend war der kurze Auftritt von Peter Sunde, der neue Entwicklungen beim Micro-Payment-Dienst Flattr vorstellte. Barfuss (hält wach auch ohne Koffein) inszenierte er sich als Techniker, dem Marketing, Design und Referate eigentlich fremd sind. Nichts desto trotz kündigte er verschiedene Erweiterungen des Flattr-Dienstes an, beispielsweise QR-Tags (um auch Dinge in der realen Welt zu flattern, z.B. Strassenmusikanten) sowie die Möglichkeit, beliebigen Content im Internet zu flattern (auch wenn diese keinen Flattr-Button bieten). Sogar Direktzahlungen an einen andern Flattr-Benutzer sollen möglich werden – auch wenn Sunde die Plattform nicht als Alternative zu PayPal positionieren will.

Aber wie gesagt: Es ist Glückssache, und manchmal sitzt man definitiv im falschen Saal. So habe ich den mitreissenden Speach von Gunter Dueck verpasst und mir dafür von einem gewissen Herrn Salzberg (der einem gewissen Herrn Zuckerberg das Wasser abgraben will) lebensphilosophische Banalitäten servieren lassen («Tu, was Du für richtig empfindest!»), statt etwas über Diaspora zu erfahren. Und zur Krönung des Tages wurde mein Twitter-Account gehackt…

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