re:publica XI – Eine Bilanz
Die re:publica, Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft, ist heute zu Ende gegangen. Hat sie die Erwartungen erfüllt? Wofür steht eigentlich dieser Event, der sich innert fünf Jahren von einem Blogger-Treffen zu einem Social-Media-Kongress mit einigen tausend Teilnehmern entwickelt hat?
Auffallend ist, dass in den drei Tagen eigentlich nie von Technik und auch ganz selten von der kommerziellen Nutzung des Internets gesprochen wurde. An der re:publica geht es ganz zentral um die res publica, also um die «öffentliche Sache»: Hier wird diskutiert, wie das Internet die Gesellschaft verändert – und wie das Internet genutzt werden kann, um die Gesellschaft zu verändern. Die re:publica ist eine politische Veranstaltung im besten Sinn. Hier geht um Informationsfreiheit und Netzneutralität, um den Nutzen von Social Media für Menschenrechtsaktivisten und Korruptionsbekämpfer, um Wistleblower-Plattformen und Open Data.
Für mich persönlich war der Unterschied frappant: Wenn in der Schweiz über das Internet debattiert wird, dann geht es in erster Linie um die Nutzung des Mediums für PR, Marketing und Verkauf – oder um das Ende der Privatsphäre (Stichwort: Facebook, Google StreetView). Die Chancen, welche das Internet für eine freiheitliche, nachhaltige Gesellschaft bietet und wodurch sie allenfalls gefährdet sind, kommen hingegen nur selten zur Sprache. Und entsprechend fehlt es hierzulande auch an einer ernst zu nehmenden Lobby, welche die gesellschaftlichen Interessen rund ums Internet vertritt. An der re:publica wurde gerade der Verein Digitale Gesellschaft e.V. gegründet – wo ist das Äquivalent in der Schweiz?
Die re:publica ist der Ort, wo solche Themen eine Plattform erhalten. Vordenker aus der ganzen Welt finden hier ein interessiertes, kompetentes Publikum. Es herrscht Aufbruchsstimmung, und es wird deutlich: Die Bedeutung des Internets kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Wer seine Mechanismen versteht, der kann auch als kleine Organisation in kurzer Zeit und mit wenig Mitteln enorm viel erreichen, und das ist in der Menschheitsgeschichte einmalig.
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