re:publica XI – Masse ist Klasse
Wer das Generalthema in den verschiedenen Referaten und Workshops an der re:publica 2011 sucht, findet es leicht: Es geht um die Masse (Crowd) und wie sie über das Internet produktiv werden kann.
«Design ist zu wichtig, um es den Designern zu überlassen», postulierte beispielweise Philipp Schäfer. Seiner Meinung nach müssen zwingend die Benutzer in jegliche Design-Prozesse involviert werden. Und seine Lösung für komplexe Fragestellungen besteht in der Crowdsourcing-Plattform OpenIDEO.
Open (Gouvernment) Data forderte Rufus Pollock. Dies nicht nur, weil Behördendaten durch öffentliche Gelder finanziert sind und deshalb auch öffentlich sein sollen. Sondern auch weil erst die Öffentlichkeit die riesigen Datenmengen in allen Aspekten auswerten und damit optimal nutzen kann.
Christian Friege erläuterte, wie der deutsche Öko-Strom-Pionier LichtBlick das Crowdsourcing-Prinzip auf die Energieproduktion übertragen hat: So wie im Social Web jeder Blogger oder Twitterer ein Nachrichtenlieferant ist, so ist im SchwarmStrom-Konzept jeder Haushalt ein Energielieferant – dank eines Minikraftwerks im Keller, das aus Erd- oder Biogas Strom und Wärme erzeugt.
Auch um Masse – aber eher um die fehlende – ging es in einem Workshop über Content für das iPad. Die Verlage investieren derzeit viel Geld, weil sie in der Apple-Plattform endlich eine Chance für Paid Content sehen. Bei geschätzten 600’000 iPads in Deutschland ist dies allerdings eine noch recht kleine Zielgruppe, die zudem viel Geld für Games, aber wenig für Nachrichten-Apps ausgibt.
Global Voices ist ein Beispiel dafür, wie in gemeinschaftlicher Arbeit Informationen aus einzelnen Blogs zu einer relevanten Newsplattform aggregiert und in zwei Dutzend Sprachen übersetzt werden können. Denn nur wenn er die Masse erreicht ist Citizen Journalism wirkungsvoll – und das Internet bietet hier einmalige Chancen, wie einige Regimes im arabischen Raum gerade schmerzhaft erfahren mussten.
Die Masse der Benutzer einer grossen Social-Media-Plattform wie Facebook, Flickr oder YouTube kann man natürlich auch dazu einsetzen, um unangemessenen Content von der Plattform fern zu halten. Jillian C. York illustrierte an diversen Beispielen, wie das Community Policing funktioniert – und wie man es auch missbrauchen kann, etwa um Regimekritiker mundtot zu machen.
Last but not least war die Masse auch in einem ganz konkreten Sinn ein ständig präsentes Thema am ersten Tag der re:publica 2011: Währen der riesige Friedrichtstadt-Palast bei gewissen Sessions nur halb voll war, platzten die diversen Räume der angrenzenden Kalkscheune aus allen Nähten. Diese Konferenz braucht für nächstes Jahr dringend ein neues Raumkonzept, zumal das Interesse an Social Media schwerlich abnehmen wird.
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